map the gap ist eine App, die euch hilft, das Thema Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit konkret und spannend mit eurer Gruppe zu bearbeiten. Ihr könnt rausgehen, um in einer Stadt oder einem Dorf in Niedersachsen Orte
der Ausgrenzung und der Vielfalt zu entdecken. Ihr macht mit eurem Smartphone oder Tablet und der
mal the gap App eine Stadtrallye. Die App leitet euch durch den Ort, stellt die verschiedenen Aufgaben und lässt euch zu Wort kommen.
Ihr braucht etwas Zeit, Lust und ein Smartphone. Alles Weitere ist in der App enthalten.
Die Inhalte sind auf Jugendliche zwischen 14 und 18 Jahren zugeschnitten, aber natürlich ist es super, wenn Personen jeden Alters die Touren nutzen. Manche Touren sind etwas schwieriger als andere. Man legt in der Regel einige Kilometer
zurück, daher solltet ihr vorher überlegen, ob alle Teilnehmer_innen eine solche Strecke schaffen. Die meisten Touren sind rollstuhlgerecht.
Die App gibt es für iOS und Android im jeweiligen Store.
Um map the gap optimal nutzen zu können, empfehlen wir euch drei Schritte:
Vorbereitung à 90 min.
Tour spielen à 90 min.
Nachbereitung à 90 min.
Alle Schritte werden in dieser interaktiven Infografik erläutert.
Weitere Informationen finden sich auf der map the gap Webseite (www.mapthegap.de).
Die Touren haben unterschiedliche Schwerpunkte. Sie thematisieren zum Beispiel Sexismus, die Abwertung von Menschen mit Behinderungen, von Geflüchteten und Homofeindlichkeit. Eine andere Tour kann Rassismus, Antisemitismus und die Abwertung von Obdachlosen in den Fokus rücken.
Mehr zu den Hintergründen und Zielen des Projektes gibt es hier
Was für Orte findet man in den Touren?
Beispiele für Orte der Ausgrenzung
Beispiele für Orte der Vielfalt
Die App bietet ganz unterschiedliche Formen von Aufgaben an.
Die wichtigsten Aufgabentypen:
Quizfragen: Mit den Quizfragen werden Fakten vermittelt. Vorurteile werden oft mit Aussagen untermauert, die nicht der Wahrheit entsprechen oder sogenannte Fake News sind. Dagegen wollen wir euch in den Touren ein paar überprüfbare Fakten präsentieren, die gängigen Vorurteilen widersprechen.
Diskussionen: »Was ist für euch eine Fremde oder ein Fremder? « – »Habt ihr euch schon mal diskriminierend verhalten?« – »Was würdet ihr tun, wenn ihr seht, dass jemand beschimpft wird?« Mit solchen Fragen soll die Diskussion zunächst in der Klein- und später auch in der großen Gruppe angeregt werden. Für Vielfalt ist es wichtig, verschiedene Standpunkte nebeneinander stehenlassen zu können; aber auch zu bemerken, wann eine Meinung andere Menschen verletzt oder diskriminierend ist.
Infos: Zu den Stationen gibt es Hintergrundinfos oder Geschichten, was Betroffenen von Diskriminierung passiert ist. Manchmal sind es auch Videos oder Tipps zum Weiterlesen, die ihr später mit der Gruppe bearbeiten könnt.
Aufgaben: »Schreibt eine eigene Botschaft gegen Diskriminierung. « – »Macht ein Foto an einem Ort der Vielfalt.« – »Nehmt das Ergebnis eurer Diskussion als Audiodatei auf.« Mit den dabei entstehenden Inhalten kann die Gruppe auch nach dem Spielen der Tour noch weiterarbeiten.
Am Ende jeder Tour gibt es die Möglichkeit, eigene Ideen einzubringen. Wenn euch etwas aufgefallen ist, ihr etwas immer schon mal sagen wolltet oder einfach eine tolle Idee habt, wie man die Stadt und das Zusammenleben besser gestalten kann, dann schreibt es in das Textfeld am Ende der Tour.
Eine intensive Vorbereitung wird von uns ausdrücklich empfohlen. Sie sensibilisiert im Vornherein für Diskriminierung und wird dabei helfen, dass die Beispiele von map the gap ernstgenommen und umfassender verstanden werden können. So haben wir die Erfahrung gemacht, dass viele alltäglich genutzte Begriffe wie Diskriminierung oder Sexismus ganz unterschiedlich oder gar nicht verstanden werden. Deshalb ist es erst einmal wichtig, sie zu klären und mit der Gruppe zu definieren. Viele Infos zur Vorbereitung der Touren gibt es in den nächsten Stationen der Infografik und hier.
Einen Musterworkshopplan mit Ideen für Vor- und Nachbereitung der Touren gibt es hier.
Damit ihr map the gap als Methode in der Jugendarbeit oder im Schulunterricht nutzen könnt, ist es wichtig, als leitende Person einer Gruppe sensibel mit dem Thema Diskriminierung umzugehen.
Es ist erfahrungsgemäß gut, den Workshop zu zweit zu geben. Wenn eine weiße und eine Schwarze Person oder eine Frau und ein Mann das machen, kommen bereits zwei evtl. unterschiedliche Sichtweisen ins Spiel. Außerdem könnt ihr euch im Team gegenseitig unterstützen und besser auf die Teilnehmenden achten.
Versucht während des Workshops darauf zu achten, nicht nur von »Lehrern« oder »Politikern« zu sprechen, sondern wählt eine Form der Einbeziehung von Frauen und Männern, mit der ihr euch wohlfühlt (zum Beispiel »Lehrer und Lehrerinnen«). Auch ein klares Auftreten gegen menschenverachtende Äußerungen, sei es ein rassistischer Witz oder die Bezeichnung eines Arbeitslosen als »Sozialschmarotzer«, sendet ein eindeutiges Signal an eure Gruppe und hilft, Diskriminierung vorzubeugen. Sprache ist sehr mächtig, bitte seid euch dessen bewusst.
Es ist sinnvoll, für die Dauer des Workshops einige Grundregeln aufzustellen. Mögliche Regeln sind:
Diese Regeln können je nach Gruppenzusammensetzung angepasst oder erweitert werden und gelten natürlich auch für euch als Moderator_innen.
Mit den Touren von mal the gap könnt ihr bei euch zuhause, auf Klassenfahrt oder Gruppenreise Vielfalt entdecken. Ihr findet die Touren in der App, geht dann zum Startpunkt der Route – und los geht´s!
Die mal the gap Stadttouren dauern etwa 60 – 90 Minuten. Um die App in der Jugendarbeit oder Schule zu nutzen, braucht ihr pro spielende Kleingruppe ein mobiles, internet- und GPS-fähiges Endgerät in Form eines Smartphones oder
Tablets mit Betriebssystem Android oder iOS (Apple). Diese müssten die Teilnehmenden entweder selber mitbringen oder von euch oder eurer Organisation gestellt werden. Die Kleingruppen sollten idealerweise aus drei bis vier Personen bestehen.
Bevor ihr die Tour spielt, braucht ihr einen Internetzugang. Die Daten der einzelnen Touren werden nämlich vor dem Beginn heruntergeladen, damit ihr die App unterwegs offline spielen könnt. Plant dafür Zeit ein oder bittet die Jugendlichen,
die App vor Beginn des Workshops auf ihr Smartphone/ Tablet zu laden. Auch nach der Tour wird kurzzeitig eine Internetverbindung benötigt, um den Upload der Ergebnisse durchzuführen. Ihr könnt euch die Ergebnisse der Touren in der Nachbereitung
ansehen und damit gemeinsam weiterarbeiten. Die Auswertung der Gruppenergebnisse muss vor Nutzung der Tour von der Moderatorin oder dem Moderator auf der Internetseite von mal the gap aktiviert werden.
Damit ihr die Ergebnisse, Fotos und Antworten eurer Gruppe nach dem Spielen anschauen und auswerten könnt, müsst ihr vor der Tour www.mapthegap.de besuchen und dort diese Anleitungsschritte befolgen.
Wenn ihr alle Voraussetzungen erfüllt habt, teilt ihr die Teilnehmenden in Kleingruppen ein. Die Gruppen sollten aus drei bis vier Personen bestehen und in der Lage sein, eigenständig, auf sich gestellt und ohne Hilfe der Moderator_innen die Tour spielen zu können.
Weist vor dem Start auf folgende Dinge hin:
Damit die Kleingruppen nicht einander treffen und eine große Gruppe bilden, sollte die zweite Gruppe einige Minuten nach der ersten Gruppe starten.
Grundsätzlich ist es erforderlich, einen Bound von Start bis Ziel ohne Unterbrechung durchzuspielen. Eine Auslassung einzelner Stationen oder eine Kürzung der Tour würde den Spielverlauf und Lerneffekt behindern, da einzelne Aspekte von Diskriminierung und Vielfalt übergangen würden und sich so kein umfassendes Bild über die Situation vor Ort ergäbe.
Die Nachbereitung der Touren ist wichtig, damit beim Spielen aufgekommene Fragen nicht unbeantwortet bleiben und die Jugendlichen mit einem guten Gefühl und vielleicht sogar eigenen Handlungsideen aus dem Projekt gehen können. Wenn ihr Touren selber gestalten wollt, findet ihr hier Infos dazu.
Direkt nach der Tour oder beim nächsten Gruppentreffen ist es zunächst einmal wichtig, die Jugendlichen erzählen zu lassen. Mögliche Fragen zur Anregung eines Austauschs:
Vor dem Spielen der Tour habt ihr eine E-Mail-Adresse angegeben und könnt jetzt auf die Ergebnisse der Teilnehmenden zugreifen. Ihr könnt diese Ergebnisse in Ergänzung zu den bei der Nachbereitung gestellten Fragen nutzen: Schaut euch gemeinsam die Fotos oder Videos an, die die Jugendlichen während der Tour evtl. gemacht haben. Bittet die Gruppen, die zentralen Punkte ihrer Diskussionen mit der ganzen Klasse zu teilen. Sprecht darüber und klärt aufkommende Fragen. Solltet ihr in der Auswertung feststellen, dass die Gruppe oder einzelne Jugendliche spannende Ideen entwickelt haben oder Wünsche aufkamen, wäre es schön, diese auszuführen und auszuformulieren. Wenn genug Zeit dafür ist, könnt ihr sie im Plenum noch einmal zusammenfassen und präzisieren und z.B. an eure-n Bürgermeister_in, Ortsvorsteher_in oder andere Entscheidungsträger_innen weiterreichen. Außerdem kann die Lokalpresse ein wichtiger Verbündeter für euch sein und weitere Unterstützer-innen für eure Ideen mobilisieren. Mit map the gap als Impulsgeber- in und euren Ideen könnt ihr eure Kommune oder Stadt zu einem besseren Ort machen!
Eine Methode, sich dem Thema Vielfalt und Diskriminierung im Alltag zu nähern, ist das Spiel »Rederunde«. Hierbei diskutieren die Teilnehmer-innen in 2er- bis 4er-Gruppen Fragen zum Thema Diskriminierung.
Thema anregen, Zuhören üben, Stellung beziehen, andere Meinungen kennenlernen
Durchführung: Alle Teilnehmenden bewegen sich zur Musik im Raum. Sobald die Musik von dem Moderator oder der Moderatorin gestoppt wird, sagt er oder sie eine Zahl zwischen 2 und 4 an. Die Teilnehmenden müssen sich dann so schnell wie möglich in 2er-, 3er- oder 4er-Gruppen zusammenfinden. Wenn sich alle gefunden haben, stellt der oder die Moderator-in eine Frage oder trifft eine Aussage. In den Gruppen hat nun jede Person kurz Zeit, zu der Frage oder Aussage Stellung zu beziehen. Dabei soll jedes Gruppenmitglied ungefähr den gleichen Redezeitanteil haben, sodass es Sinn macht, nach z.B. einer Minute ein Zeichen zu geben. Nach ein paar Minuten werden die Teilnehmenden mündlich oder per Musik aufgefordert, sich wieder stumm im Raum zu bewegen. Nach dem Signal suchen sich die Teilnehmenden, je nach angesagter Zahl, eine neue Gruppe. Die Reihenfolge der Schritte wird so lange beibehalten, bis alle vorbereiteten Fragen gestellt wurden. Die Antworten sollen nicht nur knapp als »ja« oder »nein« ausfallen, sondern immer begründet und ausgeführt werden. Zudem sollte darauf geachtet werden, dass die Gespräche nicht nur zwischen den besten Freunden bzw. Cliquen-Mitgliedern stattfinden.
Folgende Fragen bieten sich an:
Je nach Alter der Teilnehmenden, zeitlicher Möglichkeit und Gruppenkonstellation (beispielsweise bei Betroffenen von Diskriminierung) sollten die Fragen angepasst werden. Es hat sich bewährt, etwa fünf bis sechs Fragen zu stellen. Im Anschluss sammeln sich die Teilnehmenden wieder im Stuhlkreis, und die Methode wird im Plenum ausgewertet. In diesem Schritt tauschen sich die Teilnehmenden über ihre Eindrücke und Erlebnisse aus. Eine Auf-oder Abwertung einzelner Meinungen und Antworten aus dem ersten Schritt soll nicht stattfinden.
Folgende Fragen zu Anmoderation bieten sich an:
etwa 40 Minuten
Angelehnt an Redestühle aus: Europahaus Aurich/Anti- Bias-Werkstatt (Hg.): Methodenbox: Demokratie-Lernen und Anti-Bias-Arbeit, Aurich 2007 (DVD). Dort findet ihr auch viele weitere Methoden.
Bewusstseinsschärfung für die Frage: Was ist ein Vorurteil und was denke ich/was denken andere darüber? Durchführung: Auf dem Boden wird mit Klebeband eine möglichst lange Linie gezogen. Mit dem Stift wird das eine Ende der Linie mit »Sehe ich genauso« und das andere mit »Sehe ich anders« beschriftet. Den Teilnehmenden werden Aussagen vorgestellt, zu denen sie sich entlang der Linie positionieren sollen. Dabei müssen sie sich nicht an eines der beiden Enden stellen, sondern dürfen sich je nach Tendenz ihrer Meinung auch mittig einordnen. Nachdem alle Teilnehmer_innen ihren Platz gefunden haben, sollte der/die Moderator_in einige Teilnehmenden nach den Gründen für ihre Entscheidung befragen. Die Position kann noch gewechselt werden. Nachdem einige Stimmen gehört wurden, geht es weiter mit der zweiten Aussage.
Folgende Aussagen sollten behandelt werden:
Es ist für die Moderator_innen hilfreich, selber ein Verständnis von Vorurteilen und Diskriminierung zu haben. Dazu findet ihr mehr Argumente auf S. 6. Bei der Diskussion um Vorurteile ist es wichtig, nicht über ihren Inhalt zu diskutieren, sondern sie zunächst als solche zu erkennen. Wenn man ein Vorurteil entlarvt hat, kann man innehalten und sich ein Bild von einer Person machen, das nicht vom Vorurteil bestimmt wird. Gleichzeitig sollte natürlich niemand für seine Meinung vor der Gruppe bloßgestellt werden.
etwa 30 Minuten
Angelehnt an Fachstelle für Internationale Jugendarbeit der Bundesrepublik Deutschland e.V.: Methoden zu »Stereotype und Vorurteile«. Mehr Infos dazu gibt es hier.
Die Methode soll helfen, den Teilnehmenden vor Augen zu führen, dass jede-r, bewusst oder unbewusst, Vorurteile hat.
Durchführung:
Die-Der Moderator-in teilt die Gruppe in Paare auf (die Gruppen können auch auf kreative Art und Weise eingeteilt werden; wichtig ist, dass möglichst diejenigen zusammenarbeiten, die einander noch nicht gut kennen). Dann erhalten die Teilnehmenden einen Stift und eine Kopie der Vorlage, die sie in der Mitte falten. Auf dem Zettel stehen in zwei Spalten die identischen allgemeinen Steckbriefangaben (Alter, Wohnform, Beruf oder Berufswunsch, Hobby, Sportart etc.). Jetzt können beide Personen jeweils die erste Spalte des Steckbriefs mit eigenen Angaben beantworten. Sind beide fertig, drehen sie die Blätter, sodass der-die Partner-in die Antworten nicht sieht, und geben den Zettel der-dem Partner-in. Auf der anderen Seite versuchen sie nun, den Steckbrief für das Gegenüber auszufüllen. Wenn beide fertig sind, geben sie einander ihre Zettel zurück, und jede- r hat ein Blatt, auf dem der eigene Steckbrief zweimal steht: einmal mit den eigenen Angaben und einmal mit den Vermutungen der anderen Person, die natürlich ganz anders aussehen können, z.B. weil sie auf Vorurteilen basieren. Die Paare haben nun Zeit, sich über ihre Steckbriefe auszutauschen, danach geht es zurück in das Plenum. Hier moderiert ihr die Auswertung der Ergebnisse.
Folgende Fragen bieten sich an:
etwa 30 Minuten
Ich denke, du bist… aus dem Baustein zur nicht-rassistischen Bildungsarbeit des DGB-Bildungswerks Thüringen e.V. Hier findet ihr auch viele weitere Methoden: Nach Durchführung einer oder beider Methoden ist es sinnvoll, über Vorurteile im Allgemeinen zu sprechen. Dazu kann euch folgender Diskussionsinput unterstützen. Es macht Sinn, die Teilnehmenden zuerst nach ihrer Einschätzung zur Definition, Funktion und Konsequenz von Vorurteilen zu fragen (und z.B. auf Moderationskarten zu sammeln) und dann ihre Aussagen zu ergänzen.